RÜDE ODER HÜNDIN

(von Hundetrainerin Conny Sporrer)

Im Volksglauben herrschen viele Märchen und Meinungen über geschlechtsspezifische Unterschiede von Hunden vor. Nicht nur optische, sondern vor allem vermeintliche Verhaltensgegensätze werden bei der Entscheidung, ob Rüde oder Hündin, oft herangezogen. Doch was ist an diesen Behauptungen wirklich dran?

Oft hat die geschlechtliche Auswahl persönliche Gründe. Gerade optische Komponenten spielen hier häufig eine große Rolle.

Die Frage, ob Hündinnen grundsätzlich verschmuster sind, kann ganz klar mit Nein beantwortet werden. Genauso gibt es Rüden, die sich absolut partnerschaftlich verhalten, sorgfältig Ohren auslecken und Schnauzenzärtlichkeiten zeigen.

Eine weitverbreitete These ist ja, dass Hündinnen generell leichter zu erziehen wären. Aus meiner Erfahrung als Hundetrainerin muss ich diese These als Pauschalaussage klar widerlegen.

Wenn eine Hündin läufig ist, erschwert das oft die Zusammenarbeit mit dem Menschen – dies gilt allerdings auch für den ein oder anderen sexuell stark motivierten Rüden. Auch die Behauptung, dass Rüden häufiger in Raufereien verwickelt wären, kann so nicht bestätigt werden. Auseinandersetzungen unter Hündinnen können tatsächlich wesentlich härter sein, als man denkt.

FAZIT Die geschlechtsspezifischen Unterschiede bzw. Argumente für oder gegen Rüde oder Hündin, werden immer ein heiß diskutiertes Thema bleiben. Bei der Auswahl eines neuen Hundes gilt es aber, neben dem Geschlecht vor allem auch Rassedispositionen zu beachten.

Pro und Contra Kastration

Kastrieren oder nicht – das ist die Frage, vor der jeder nicht züchtende Hundebesitzer irgendwann steht. Eine allgemeingültige Antwort gibt es nicht. 

Kastration - Sterilisation

Die Kastration des Hundes wurde bis vor einigen Jahren nicht wirklich in Frage gestellt. Heutzutage wird das Thema Kastration allerdings oft kontrovers diskutiert. Prinzipiell gibt es sowohl bei der Hündin als auch beim Rüden Vor- und Nachteile, die wir gegen einander abwägen müssen.

Man spricht bei beiden Geschlechtern von Kastration. Denn im Gegensatz zur Sterilisation, bei der Ei- oder Samenleiter nur durchtrennt werden, werden bei der Kastration Hoden und Eierstöcke entfernt. Ein sterilisiertes Tier ist genauso sexuell aktiv wie vor dem Eingriff – es kann nur keine Nachkommen zeugen oder bekommen.

Die Vorteile einer Kastration sind offensichtlich: Ein Rüde lässt sich von läufigen Hündinnen nicht mehr aus der Ruhe bringen, und bei der Hündin bleiben die Läufigkeiten mit all ihren Begleiterscheinungen aus.

Allerdings, die Kastration ist kein Mittel, um Verhaltensstörungen zu beheben oder Erziehungsfehler auszugleichen.

Auf der anderen Seite kann man mit einer Kastration bestimmten Krankheiten vorbeugen: beim Rüden dem Hodenkrebs sowie einigen Erkrankungen der Prostata und bei der Hündin der gefürchteten Gebärmuttervereiterung und Tumoren der Milchleiste. Wird die Hündin vor der ersten oder zweiten Läufigkeit kastriert, sinkt ihr Risiko für die Entwicklung von Brustkrebs. Nach der ersten Läufigkeit das Risiko im Vergleich um ein Vielfaches steigt. Eine Kastration im Erwachsenenalter hat laut wissenschaftlichen Ergebnissen kaum eine senkende Auswirkung auf das Krebsrisiko von Hündinnen. Bei Rüden hingegen gibt es keine Empfehlungen bezüglich des Zeitpunkts für eine Kastration. Jedoch wurde beobachtet, dass jung kastrierte Rüden seltener Probleme mit der Prostata bekommen als Hunde die gar nicht oder erst sehr spät kastriert wurden.

Eventuell sind kastrierte Hündinnen auch besser vor Diabetes mellitus geschützt als ihre intakten Artgenossinnen.

Bei der Entscheidung zu einer Kastration sollten nicht nur medizinische Gründe im Vordergrund stehen, sondern man sollte auch die biologische Entwicklung des Hundes mit einbeziehen. Sie dürfen nicht vergessen, dass die Pubertät ein wichtiger biologischer Prozess in der Reifung des Hundes darstellt. So machen gerade Hündinnen nach der 1. Läufigkeit einen starken geistigen Entwicklungsschub. Auch sollten Sie die Entscheidung Kastration Ja oder Nein immer auch vom Hundetyp abhängig machen, den Sie halten. So brauchen die großwüchsigen Hunderassen viel länger für Ihre geistige und körperliche Entwicklung als Zwerg- oder Kleinhundrassen. Als Nachteil einer Kastration bei Hündinnen bestimmter Hundetypen kann es zu einer gesteigerten Aggression gegen Geschlechtsgenossinnen kommen. Medizinisch kein Problem, aber ein Schönheitsfehler ist die mögliche Entwicklung eines Welpenfells bei langhaarigen Rassen. Hierbei überwuchert die Unterwolle das glänzende Deckhaar – das Fell wirkt struppig und stumpf. Ein Welpenfell kann bei der Hündin und beim Rüden auftreten, beim letzteren jedoch weitaus seltener. Eine weitere Nebenwirkung kann ein vergrößerter Appetit, aufgrund des Wegfallens von Geschlechtshormonen, sein. Es existiert keine hormonelle Bremse mehr. Wenn der Hund uneingeschränkt weitergefüttert wird, kann es schnell zur Fettleibigkeit kommen. Gegenwirken können Sie durch eine konsequent reduzierte Fütterung und durch ausreichend Bewegung.

Vorteile

Hündinen Rüden
  • Sexualtrieb wird eingestellt
  • kein ungewollter Nachwuchs möglich
  • Läufigkeitsnebenerscheinungen wie Blutung oder Hormonschwankungen verschwinden
  • keine Belästigung durch Rüden
  • Sexualtrieb wird eingestellt
  • keine triebbedingte Frustration
  • kein Markierungsdrang

Nachteile

  • eventuell Veränderung des Fells
  • allgemeines Operationsrisiko durch invasiven Eingriff
  • Infektionsrisiko nach der Operation
  • gesteigerter Appetit

Mögliche gesundheitliche Risiken

  • Harninkontinenz
  • Bindegewebsschwäche
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Herztumore
  • Harnleitertumore
  • verlängertes Knochenwachstum